Fotovoltaikkonzept mit Beigeschmack

Spielplatz West 3

Nun war es also so weit, die Sondersitzung zum Flächennutzungsplan fand statt. Leider waren einige Stadträte verhindert, darunter die gesamte grüne Fraktion (die deshalb eine Stellungnahme verfasst hat). Bekanntgaben waren nicht zu vermelden.

Vorentwurf Flächennutzungsplan

Nach einem dem Workshop zum Vorentwurf des Flächennutzungsplanes war nun das Planungsbüro Team 4 gekommen und stellte diesen Entwurf dem Stadtrat vor. Inklusive Bewertung der Flächen. Bei der Vorstellung äußerte Team 4 unter anderem, dass Gräfenberg gemäß der Regionalplanung als Unterzentrum ausgewiesen sei und weiterwachsen solle. Gerade mehr Gewerbeansiedlung sei notwendig. Gräfenberg hat eine überalterte Bevölkerung, der Anteil der jüngeren Bevölkerung habe sich aber stabilisiert. Ein Auflockerungsbedarf (der Bedarf ohne Zuzug) von 87 Wohneinheiten bestehe. Gräfenberg hat 21,4 Hektar Baulücken (12,8 % der gesamten ausgewiesenen Fläche), das ist im Vergleich sehr viel. In Bezug auf die Stellungnahme der Fraktion der Grünen äußerte das Büro: Flächen sparen müsse über allem stehen und die Innenentwicklung Vorrang haben. Im weiteren Verfahren würden Flächen gestrichen werden müssen. Gräfenberg „könne es sich nicht leisten, dass erschlossene Grundstücke (als Spekulationsgrundstücke) liegen bleiben“, bei Neuerschließungen müsse daher ein Baulandmodell angewandt werden. Abzüglich der Baulücken verbleibe ein Bedarf von etwa 6 Hektar für Wohnraum, der neu zu erschließen sei. Gräfenberg habe nach wie vor viele Auspendler, etwa 1600, während 800 Arbeitskräfte einpendeln. Bei den Gewerbeflächen verfüge Gräfenberg über 10 Hektar freie Fläche. Nun gehe es an die Auswahl der Bauflächen und die Abfrage der Eigentümer auf Verkaufsbereitschaft. Darum seien in den derzeitigen Planungen deutlich mehr Flächen enthalten, als eigentlich benötigt würden. Definitiv nicht beplant werden sollten die Trockentäler (da dort das Wasser abfließe) und die feuchten Bereiche in den Wässerwiesen. Letztere sind als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen, die vielen Bauten in den Kleingärten sind eigentlich illegal und dort nur geduldet. Eine Legalisierung der Schwarzbauten würde rechtliche Probleme mit sich bringen.

Christoph Kasch fragte, ob sich auch Gedanken über Flächen für Fotovoltaik und Windkraft gemacht wurden. Martin Leipert wollte wissen, ob der Bedarf an Geschosswohnungen ermittelt wurde. Nein, so die Planer, aber ein Defizit sei in Gräfenberg vorhanden. Sowohl für Senioren und junge Leute würden kleine Wohnungen benötigt, das werde auf dem Land aber häufig vergessen. Bei der Flächennutzung sollte sich Gräfenberg über geeignete Flächen für Geschosswohnungen Gedanken machen.

Im Planentwurf war die vorgesehene Fläche am Michelsberg verglichen mit dem alten Plan deutlich geändert worden. Statt des alten Schmetterlings ist nun eine Erschließungsstraße am Rande des Sportplatzes und des Hanges angedacht. Wegen der Immissionen des Steinbruches und des Sportplatzes sind dort Gewerbe- und Mischgebiete angedacht. In der Nähe der bestehenden Bebauung gehen diese dann in Wohnbebauung über. Dafür würden die nördlichen Flächen auf dem Michelsberg frei bleiben. Diese Planung wurde einstimmig belassen. In Gräfenberg waren außerdem Abrundungen um das Altenheim, sowie im Bereich zwischen Steinäckerstraße und Hans-Ackermann-Straße vorgesehen. Werner Wolf monierte, dass bei letzterer Planung die Feuerwehrzufahrt schwierig sei und auch der Bolzplatz verloren ginge. Elisabeth Meinhardt wollte wissen, ob die Frischluftschneisen benötigt würden, da darüber lange im ISEK diskutiert wurde. Laut Planer erhitze sich der Altstadtkern im Sommer stark, die heiße Luft steige nach oben und aus umgebenden Grünbereichen werde kühle Luft angesogen. Die Grünfläche und Frischluftschneise aus dem ISEK (zwischen West III / Altenheim und Grundschulsportplatz/ Hopfenstraße) soll daher erhalten werden. Am Rande in der Hopfenstraße könnten laut Planer Geschosswohnungen vorgesehen werden. Eine angrenzende Grünfläche wäre daher förderlich. In den meisten Ortsteilen sind kleinere Entwicklungsflächen vorgesehen. Die Dörfer sollen laut Planung nicht allzu stark wachsen, Neubauflächen vor allem den Bedarf aus den Dörfern selbst decken. Die Randplanungen in Neusles wurden daher als zu groß angenommen. Eine Fläche südlich Thuisbrunns wurde ebenso verworfen, zugunsten von Flächen näher am Ortskern.
Der Flächennutzungsplan wird nun den Trägern öffentlicher Belange ausgelegt. Auch die Bürger können demnächst Einwendungen abgeben und werden mit einer Infoveranstaltung auf den neuesten Stand gebracht. Bitte machen Sie davon gebrauch.

Konzept Freiflächenfotovoltaik

Nun stand das Konzept zur Freiflächenfotovoltaik auf der Tagesordnung. Mehrmals ließ die Firma Team 4 wissen (auch schon während der Besprechung des Flächennutzungsplans), dass man ja von Fotovoltaik und Windkraft in der Fränkischen Schweiz nichts halte. Begründet wurde das mit der Landschaft und dem Tourismus. Eine auffällige Einmischung, die von Planern absolut unüblich ist. Die Firma Team 4 schlägt ein Zonierungskonzept vor (ähnlich wie beim Flächennutzungsplan), dann würden Flächeneigentümer und Firmen gleichbehandelt und die Behandlung nicht von „der Meier gefällt uns, der Müller aber nicht“ abhängig gemacht. Die Verwaltung hatte das Konzept der Stadt Weiden als Beispiel beigelegt. Als besonders geeignet eingestuft wurden in diesem Konzept minderwertige Böden und vorbelastete Flächen. Als vorbelastet gelten im Weidener Konzept zum Beispiel Flächen unter Hochspannungsleitungen. Nach dem Weidener Konzept wären die Flächen in Thuisbrunn also bestens geeignet gewesen. Team 4 erklärte diese Fläche aber in der Sitzung zu kleinräumiger Landschaft, die auf keinen Fall geeignet sei. Rot dargestellt im Zonierungskonzept. Die Flächen am Umspannwerk wurden in großzügiger Weise gelb eingestuft.

Auf den interfraktionellen Antrag von Grünen und SPD wurde nicht eingegangen. Statt Gelegenheit zur Vorstellung zu geben, wollte Bürgermeister Kunzmann lieber sofort den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen. Die beantragte Vorstellung der geänderten Planung durch Südwerk entfiel natürlich auch. Schade, denn die Kleinräumigkeit der Landschaft hatte Südwerk eigentlich mustergültig genutzt, um den Solarpark hinter vorhandenen und neu anzulegenden Hecken verschwinden zu lassen. Die auf den Ausgleichsflächen geplanten Streuobstwiesen hätte die kleinräumige Landschaft um ein weiteres Element bereichert.

In der Sitzung favorisierte Kunzmann eine Vergabe des Freiflächenfotovoltaikkonzepts an die Firma Team 4, die gerade am Flächennutzungsplan arbeitet. Begründet mit den geringen Zusatzkosten.

Mit neun Stimmen, bei einer Gegenstimme, stimmte der Rat dann der Ausarbeitung eines Konzeptes für Freiflächenfotovoltaik und der Zurückstellung aller Projekte bis zur Ausarbeitung dieses Konzeptes zu. Die Firma Südwerk hat im Mai die geänderten Unterlagen bei der Stadt Gräfenberg eingereicht, wartet seitdem, dass es weitergeht. Nun darf sie sich wieder vertrösten lassen. Während der Anumar-Solarpark Walkersbrunn II+III (bei etwa gleichzeitiger Beantragung) bereits steht. Besonders kurios an diesem Tagesordnungspunkt: Die Firma Team 4 plant auch für die Firma Bärnreuther + Deuerlein. So unter anderem für die Steinbrucherweiterung in Velburg, die Steinbrucherweiterung in Pilsach und die Verfüllung in Gräfenberg. Wie vertragen sich die riesigen Löcher eigentlich mit der „schönen Landschaft“?

Bebauungsplan Hohenschwärz Süd

Skizze Baugebiet Hohenschwärz-Süd (Quelle: Open-Street-Maps)

Seit einigen Jahren gilt ein Grundsatzbeschluss, der im Stadtrat gefällt wurde. In den Außenorten ist nur fränkischer Baustil erwünscht. Im Hauptort ist dagegen (wie in West III) alles erlaubt. Auch das führte zu Diskussionen. Konrad Hofmann meinte: „Ich glaube nicht, dass alle dort so bauen wollten“. Christoph Kasch und Hans Derbfuß plädierten für ein dörfliches Erscheinungsbild, da das Wohngebiet am Ortseingang liegt. Im Bebauungsplanentwurf wurden diverse Auflagen in puncto Nachhaltigkeit vorgeschlagen. Eine Pflicht für Solardächer auf Häusern, Zisternenpflicht und eine Beschränkung auf rote und braune Dachziegeln. Nur letztere wurde in den Bebauungsplan aufgenommen, wegen des dörflichen Erscheinungsbildes. Um die Solar- und Zisternenpflicht entbrannte eine Debatte mit dem Tenor „wir können die Leute nicht zwingen wie sie zu bauen hätten“, außerdem würden Pflichten höhere Baukosten bedeuten. Man traue den Bauherren schon zu, eine vernünftige Entscheidung für Fotovoltaik und Zisterne selbst zu treffen. Bleibt zu hoffen, dass die Hohenschwärzer Bauherren konsequent sind: In der Unterschriftensammlung gegen den Südwerk Solarpark bei Hohenschwärz wurde explizit gefordert erst Dachflächen statt Ackerflächen für Fotovoltaik zu nutzen.

Gewerbegebiet Haidhof

Ebenfalls wurde das Gewerbegebiet zur Erweiterung von Hofmann CNC abgesegnet. Diese erweitert in die Flur der Gemeinde Leutenbach, diese hat dafür einen Vertrag mit Gräfenberg abgeschlossen und erhält einen Teil der Gewerbesteuer. Die Firma Hofmann CNC baut nebenan auf Leutenbacher Flur einen Solarpark zur Eigenversorgung. Dem Bebauungsplan wurde zugestimmt.

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