Im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung hat die SPD Gräfenberg Sigrid Meier-Bald für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Ortsvereinsvorsitzender Martin Leipert würdigte Meier-Balds jahrzehntelanges kommunalpolitisches Engagement: 24 Jahre im Stadtrat, davon zwölf Jahre als zweite Bürgermeisterin, sowie zwölf Jahre im Kreistag. Ihr sei es zudem gelungen, Gräfenberg den Ruf als „roter Fleck“ in der Region zu verschaffen – mit 36,2 Prozent Zweitstimmen bei der Landtagswahl 2008. Besonders verdient gemacht habe sie sich um die Altstadt Gräfenbergs und maßgeblich zur städtebaulichen Entwicklung beigetragen.
Die künftige Ortsentwicklung war ebenfalls zentrales Thema der Versammlung. Die SPD übte scharfe Kritik an der aktuellen Stadtplanung. Leipert erklärte, dass mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplans der bislang freigehaltene Grünzug zwischen dem Baugebiet West III und dem Altenheim aufgegeben worden sei. Jahrzehntelang habe sich der Stadtrat dazu bekannt, diesen Grünzug zu erhalten. Das ärgerte auch Johannes Gumbmann: „Statt auf nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität zu setzen, wird kurzfristigem Druck nach Bauland nachgegeben.“ Die zur Anpassung an den Klimawandel notwendige Luftzufuhr zur Altstadt werde dadurch unterbrochen.
„Aus Verwaltungssicht ist es oft einfacher, am Ortsrand neue Baugebiete auszuweisen, als innerörtlichen Leerstand zu mobilisieren“, wusste die ehemalige 3. Bürgermeisterin Regine Bleckmann. Doch es fehle an Ideen und Angeboten, wie leerstehende Immobilien wieder genutzt werden könnten. Beispiele wie Hofheim in Unterfranken zeigten, dass ein Kurswechsel möglich sei: Dort habe man mit viel Mühe und Energie in die Vermarktung von Immobilien investiert und die Käufer anschließend beim Sanieren unterstützt. Davon könne auch Gräfenberg lernen und damit an die erfolgreiche Arbeit der Altstadtfreunde anknüpfen.
Zudem sprach sich die SPD gegen eine vorschnelle Bebauung des Michelsbergs aus. Je nach Planung könnten dort mehrere hundert neue Einwohner untergebracht werden – allerdings nur mit erheblichem infrastrukturellem Aufwand: Es bräuchte eine neue, rund einen Kilometer lange Straße sowie ein komplett neues Kanalsystem. Leipert zweifelte am Bedarf für ein derart kostspieliges Vorhaben: „Der Umbruch in den alten Neubaugebieten aus den 1960er bis 1980er Jahren ist längst im Gange. Die jüngste Bevölkerungsprognose geht für Gräfenberg bis 2030 lediglich von einem leichten Zuwachs aus. Danach soll die Bevölkerung langsam, aber stetig zurückgehen – auf 4.146 im Jahr 2042.“ Der Vorbericht des Flächennutzungsplans geht dagegen von 4.423 Personen im Jahr 2042 aus.
Die SPD mahnt, sich stärker auf die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung zu konzentrieren. Barrierefreier Wohnraum und kleinere Wohnungen fehlten bereits heute. Es werde vielerorts Leerstand in Kauf genommen – dieser umfasse auch neun Hektar baureifes Land. Gegen spekulativen Leerstand müsse stärker vorgegangen werden. Die Landesgesetzgebung sollte hier dringend unterstützend tätig werden, so die Gräfenberger SPD.