Samstag früh in Gräfenberg, es ist Leben im Ort. Die beste Gelegenheit zu einem Ortsspaziergang mit unsere Landtagskandidaten Richard Schmidt, mit dem wir einige Schwerpunktthemen vor Ort diskutieren konnten.
Marktplatz
Gräfenberg gehört, und das fällt Auswärtigen eher auf als uns, zu einer der letzten ländlichen Orte im Umkreis mit einem lebendigen Zentrum. Das konnten wir während der Marktstand Knoblauchsländer Gemüse verkaufe auch unmittelbar aufzeigen. Doch auch in Gräfenberg macht die grüne Wiese dem Zentrum zu schaffen. Wie wir es retten können? Je mehr Menschen in der Mitte des Ortes leben, desto mehr kaufen dort auch ein und tragen Leben in den Ort. Gerade in Gräfenberg fehlen kleine Wohnungen für junge Leute, Singles und Senioren.
Dem im Wege stehen zweierlei Dinge: Der hohe Sanierungsbedarf der alten Gebäude im Stadtkern, dieses Problem lässt sich aber mit Zuschüssen und guten Archtitekten lösen. Schwieriger ist das Mobilitätsbedürfnis, das zu einer hohen Zahl an Autos im Zentrum führt. Stellplätze für alle Autos zu schaffen, die in einem erneurten Zentrum stehen würden, ist aber, wegen der begrenzten Fläche, ein Ding der Unmöglichkeit und mit horrenden Kosten verbunden. Mit einer Kombination aus gut ausgebautem ÖPNV und Angeboten wie Carsharing, könnte eine Vitalisierung des Zentrums gelingen, ohne dass auf die gewohnte Mobilität verzichtet werden müsste. Gräfenberg bietet durch die vorhandene Bahnlinie hierfür beste Vorraussetzungen.
Zum Thema Gräfenbergbahn gab es unter anderem eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen.
Steinbruch Endress
Nächste Station war der Steinbruch Endress. Thema war der langjährige Konflikt zwischen dem Kalkabbau, den Interessen der Stadt (vor allem Gewerbeentwicklung und Baugebiet Michelsberg) und nicht zuletzt den Interessen der Anwohner. Zur Erläuterung trafen wir uns mit Benjamin Schaf als Vertreter der IG Steinbruch. Der Steinbruch Endres betreibt den Kalkofen als Abfallmitverbrennungsanlage, dabei wird aufbereitetes Maschinenöl. Diese Abluft nutzt er zur Trocknung von Sand. Zur Trocknung des Sandes leitet der Steinbruch Abgase um und anschließend über einen deutlich niedrigeren Schornstein ab. Unstimmigkeiten sind erst durch Recherchen der IG Steinbruch ans Tageslicht gekommen, vor allem das Landratsamt machte in der Angelegenheit (wie auch beim Steinbruch Bärnreuther + Deuerlein) keine gute Figur. So wurde eine Überschreitung von Dioxin und Furangrenzwerten, sowie eine damit verbundene Stilllegungsanordnung für die ungenehmigte Umleitung der Ofenabgase, der Stadt Gräfenberg nicht informiert. Über Jahre hinweg wurden Hinweise auf die Überschreitung von Lärmgrenzwerten durch die Sandtrocknungsanlage von den Behörden ignoriert. Da der Immissionsschutz und damit die Überwachung von Steinbrüchen der Landesregierung unterliegt, war der Wunsch von Herrn Schaf vor allem eine Umsetzung der geltenden Vorschriften durch die Landesbehörden. Der Eindruck der IG Steinbruch ist, dass die Überwachung zu lax ist und man die Steinbrüche bei Verstößen einfach gewähren lasse.
Ein anderes Thema ist die anstehende Erweiterung. Während die Abbauflächen immer größer werden und dem Ort wichtige Entwicklungsmöglichkeiten nehmen, sowie die Möglichkeit hochwertiges Gewerbe anzusiedeln, kommt die Renatuierung nur schleppend voran. Die großen Löcher bleiben damit für die Bevölkerung unzugänglich, vor Jahren konnte sich eine CNC Firma, wegen der Erschütterungen, nicht wie geplant im Gewerbegebiet Hüll ansiedeln. Auch konnte die Stadt Gräfenberg wegen der Sprenungen und der „Steinwurfweite“ örtliche Firmen nicht auf Stadteigenen Grundstücken im Gewerbegebiet Hüll ansiedeln.
In der Causa Verfüllung des Steinbruches Bärnreuther + Deuerlein konnte die Landtags-SPD bereits mit Landtagsanfragen zur Klärung des Sachverhaltes beitragen. Hier der Link zur ersten Anfrage und zur zweiten Anfrage.
Scheunenviertel
Vor Jahren hat die Stadt mehrere Scheunen erworben und eine Notsicherung angestoßen. Unter Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla wurde intensiv daran gearbeitet, eine Zukunft für diese und das gesamte Scheunenviertel zu finden. Doch in den vergangenen Jahren dümpelte das Projekt wieder vor sich hin. Auch hier wären verschiedene Nutzungen denkbar. Von Handwerk, bis denkmalgerechtem Bauen oder Events. Aber für eine Nutzung die eine Erschließung erfordert, müssten wieder alle Eigentümer mitziehen und deren Nutzungsinteressen sind grundverschieden.
Freibad
Letzte Station war dann das Freibad, wo unsere Spaziergangstruppe von Kioskbetreiber Eken Gürken mit türkischem Chai empfangen wurde. Bereits 2018 waren wir mit MdL Klaus Adelt im Bad zu Gast. Seither hat der Freistaat ein Förderprogramm beschlossen, doch dieses ist hoffnungslos überzeichnet und die Mittel werden nicht reichen, um alle bayerischen Bäder zu sanieren. Vor allem kritisch sieht die SPD hier die DIN Norm der solche Bäder zu entsprechen haben, denn diese sind an überfüllten Großstadtbädern orientiert und entsprechen nicht den Bedingungen in einem ländlichen Schwimmbad. Doch gerade die DIN Normen erhöhen durch die Anforderungen an die Technik die Betriebskosten. Gräfenberg hat in zweierlei Hinsicht Glück, durch unsere MdB Anette Kramme konnte eine Förderung zu deutlich besseren Bedingungen acquiriert werden. Zum anderen kann durch eine zwischenzeitliche Öffnungsklausel eine Technik installiert werden, die den realen Besucherzahlen eines ländlichen Schwimmbades entspricht.
Ein Bericht zum Rundgang findet sich auch auf der Plattform Fränkisch Solidarisch des SPD Kreisverbandes.