Ehre für Gräfenbergs Literaten

Manfred Schwab mit Urkunde

Der eigentliche Sitzungsteil war gerade einmal fünf Minuten lang. Protokoll abgesegnet. Einem Bauantrag in Sollenberg stattgegeben – dieser war bereits im Sommer besprochen worden. Außerdem die erste Einsatzplanung für den Naturpark Bautrupp im kommenden Jahr. Keine Anfragen.

Bürgermedaille in Gold für Manfred Schwab

Manfred Schwab, vor allem als Schriftsteller bekannt, wurde für seine Verdienste um die Stadt, insbesondere sein Engagement rund um Ritter Wirnt und das Werk Wigalois, mit der Bürgermedaille in Gold ausgezeichnet. Nach einer kurzen Anmoderation durch Bürgermeister Kunzmann hielt Hans-Peter Reck eine Laudatio, um Manfred Schwab zu würdigen. Diese ist hier in Zusammenfassung wiedergegeben:

Manfred Schwab wurde am 13. Oktober 1937 geboren. Schon in seiner Schulzeit fiel sein literarisches Talent seiner Lehrerin Fräulein Schmidt am Coburger Albertinum auf. In seiner Jugend schrieb er regelmäßig Berichte über die Wanderungen des Thüringerwald-Vereins, die in Coburger Zeitungen veröffentlicht wurden. Nach dem Schulabschluss entschloss er sich jedoch zunächst für eine Lehre als Elektriker und verbrachte fünf Jahre bei der Bundeswehr. Erst danach kehrte er zu seiner Leidenschaft, dem Schreiben, zurück. In den 1960er Jahren war er als Volontär und Journalist tätig und studierte später Sozialarbeit, Soziologie und Literatur in Erlangen.

Ab den 1970er Jahren engagierte sich Schwab verstärkt als Schriftsteller und Literaturvermittler. Er war Werkstatt-Sprecher des „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ und langjähriges Vorstandsmitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement in der sozialen und politischen Literatur sowie seine zahlreichen literarischen Werke, darunter Märchenparodien, Lyrik und Essays.

Seit seinem Umzug nach Neusles vor mehr als 50 Jahren hat sich Schwab intensiv mit der Geschichte der Region beschäftigt, insbesondere mit Ritter Wirnt von Gräfenberg und dessen Werk Wigalois. Er trug maßgeblich zur Gründung des „Kulturvereins Wirnt von Gräfenberg“ bei, der auch heute noch regelmäßig Lesungen und kulturelle Veranstaltungen organisiert. Darüber hinaus initiierte er das „Ritter-Wirnt-Museumsstübchen“ und pflegte zahlreiche Kontakte zu internationalen Mittelalterforschern. Auch im Bürgerforum setzte sich Schwab ein, wobei er seine eigenen Erfahrungen als Zeitzeuge der NS-Zeit einbrachte – er hatte seinen Vater im Krieg verloren und die Bombennächte selbst miterlebt. Auf seine Anregung wurde die Widmung der „Friedenstreppe“ zum Gräfenberger Kriegerdenkmal ins Leben gerufen. Manfred Schwab hat Gräfenberg nicht nur als Heimat, sondern auch als Ort lebendiger kultureller Auseinandersetzung und historischer Entdeckung geprägt.

Zusätzlich ist Schwab auch als Theaterautor tätig und brachte mehrere historische und mittelalterliche Stücke zur Aufführung, darunter das „Ritter-Wirnt-Spiel“ und das Oratorium „Der Tanz ums Goldene Kalb“. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis für Arbeiterliteratur 1974 und den Kulturpreis des Kulturforums Franken 2008. Schwabs Lesungen führten ihn über die Grenzen Deutschlands hinaus, unter anderem nach Prag, Warschau und Kiew. Er ist nicht nur ein talentierter Schriftsteller, sondern auch ein engagierter Beobachter der Gesellschaft, der mit scharfem Blick und Humor gesellschaftliche Missstände anprangert.

In seinen Dankesworten äußerte Schwab seine Anerkennung gegenüber den Mitstreitern, ohne die seine Arbeit nicht möglich gewesen wäre – darunter die Kollegen vom Kulturverein, die Altstadtfreunde, der Germanist Bernd Naumann, der die Idee der Wirnt-Comics hatte, sowie Sabine und Ulrich Seelbach, die den Wigalois übersetzten.

Weihnachtsansprache

Den Abschluss bildete die Weihnachtsansprache des Bürgermeisters. Positiv hervorzuheben ist: Die Rede war mit drei Seiten auf eine angenehme Länge reduziert. Ebenso angemessen war, dass anders als letztes Jahr, nicht ausgeteilt wurde. Eingeleitet wurde die Rede damit, dass man dankbar sein solle für einfache Dinge, die man für selbstverständlich halte, die es jedoch nicht sind. Zeit und Lebensqualität seien doch wichtiger.

Ansonsten war natürlich der Rückblick auf das was im vergangenen Jahr so in Gräfenberg passiert war enthalten: Die Eröffnung des Hallenbades, sowie die Fertigstellung des OGTS-Erweiterungsbaus der Realschule durch den Landkreis. Desweiteren einige Veranstaltungen: Die Städtepartnerschaftsreise nach Pringy, der Flohmarkt auf dem REWE-Parkplatz, 50 Jahre Mittelschule, der Tag der Vereine und das Jubliäum der FFW Lilling.

Der Blick in die Zukunft war wie üblich pessimistisch: Die Aufgabenvielfalt wachse und die finanzielle Lage verdüstere sich, man müsse künftig den Gürtel noch enger schnallen. Man habe mit den Großprojekten Freibad, Glasfaserausbau für alle Ortsteile und der Dorferneuerung Walkersbrunn / Kasberg weiter „Dicke Bretter zu bohren“. Bezüglich der bevorstehenden Kommunalwahlen sei er „stolz darauf was wir geschaffen haben“. Er habe weiterhin „Bedürfnis, Willen und Energie um die Geschicke der Ortsteile zu lenken“. Auch gab es die Dankesworte an städtische Mitarbeiter, den Stadtrat und seine Stellvertreter. Dann erhhob sich noch Hans Derbfuß, äußerte weitere Dankesworte und wünschte u.a. dem Bürgermeister „für seinen weiteren Weg alles Gute“.

Damit war die letzte Sitzung des Jahres vorbei. Es ging gen Brehmer zum Weihnachtsessen. Da Manfred Schwab und Hans-Peter Reck ebenfalls als Gäste eingeladen waren, schlossen sich die Zuschauer vom Kulturverein ebenfalls an und füllten die etwas ausgedünnte Runde des Stadtrates auf.

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