So hat es eine Mehrheit des Stadtrates für das Freibad entschieden. Mit sieben zu sechs Stimmen votierte der Rat nicht nur für die Beibehaltung der 50 m Bahnen, sondern auch für die Einrichtung eines Liegedecks und „Fun“-Bereiches im bisherigen „Springer“-Ecke. Für diese Entscheidung gab es Applaus vom zahlreich erschienenen Publikum.
Anwälte im KUG-Verwaltungsrat
Am Anfang standen wie üblich die Bekanntgaben. Das Freibad öffnet am Sonntag, dem 15.5.2022 seine Pforten. Außerdem verkündete Kunzmann dass er (was er mehrfach betonte) am 3. Und 4. Juni ein Open-Air-Kino auf dem Parkplatz der Mittelschule organisiert hatte. Die Feierlichkeiten zur Ersterwähnung und Stadterhebung, organisiert von Altstadtfreunden und den Kulturbeauftragten des Stadtrates, finden am Freitag 9. und Samstag 10. Juni statt. Zudem findet am 19.5.2022 eine weitere Stadtratssitzung statt. Allerdings erst um 19 Uhr, vorher trifft sich der KUG Verwaltungsrat um 17:30. Grund für die vorgezogene Verwaltungsratsitzung: es werden Vertreter von Anwaltskanzleien anwesend sein. Wer klug kombiniert, welche Projekte vom KUG umgesetzt werden und welches davon in ernsten Schwierigkeiten steckt, dürfte auch ahnen, was kommenden Donnerstag im Verwaltungsrat besprochen wird.
Variantenentscheidung Freibad
Dann stand auch die Variantenentscheidung beim Freibad an. Herr Krautloher vom Planungsbüro stellte seine Variantenvorschläge, sowohl aus der Studie von 2018, als auch von 2022, ausführlich vor. In allen Kosten enthalten sind der Sanitärbereich, die Stabilisierung des Baugrundes (für das bereits ein Gutachten der Gräfenberger Firma prosoil vorlag), die Kosten des Beckens, des Kinderbeckens und der Technik. Nicht enthalten wären daher die Außenanlagen. Vorgesehen ist ein größerer Schwallwasserbehälter. Schwallwasser ist die von den Besuchern verdrängte Wassermenge, ist der Behälter zu klein, muss dieses in die Kanalisation geleitet werden und das kostet Abwassergebühren. Die Filterleistung muss bei jeder Lösung ca. 2 m³ Wasser pro Stunde pro Besucher leisten. Bei größeren Becken muss allerdings die mögliche Maximalleistung der Filteranlage etwas größer ausfallen. Eine moderate Erweiterung der Technik wird vonnöten sein, aber wohl nicht die ganze (schon 2016 angelegte) Bodenplatte ausfüllen. Für den Funbereich vorgesehen sind 2,2 m Wassertiefe. In Bezug auf die (Betriebs-)Kosten betonte Krautloher, dass weit und breit kein Freibad Gewinn erwirtschafte. Man müsse bedenken, dass neben den (einberechneten) Kosten für Technik auch die Personalkosten hinzukämen. Was die Baukosten anginge, habe sein Büro meist sehr treffende Berechnungen angestellt und meist recht behalten. Bis Jahresanfang hätte er auch die Kostenschätzungen von 2018 noch für treffend gehalten. In der aktuellen Situation, in der der Stahlpreis sich rasch ändere, sei eine präzise Vorhersage aber kaum noch möglich.
Heiko Kracker wollte wissen, ob durch den Edelstahl das Wasser (verglichen mit der Folierung) abkühle. Herr Krautloher betonte, dass es einen kleinen Unterschied gäbe, aber 24 °C auch ohne Beheizung möglich seien. Mit Absorbermatten von 70 % der Beckenfläche könnte die Wassertemperatur einfach und kostengünstig auf 30 °C erhöht werden. Niedrige Temperaturen wären aber gut für die Beckenhygiene. Heiko Kracker wünschte auch eine Fotovoltaikanlage zur Senkung der Betriebskosten, vielleicht wolle der Förderverein diese ja finanzieren. Mit 10 bis 20 kWp Fotovoltaik wäre eine enorme Entlastung drin.
Dann erläuterten die Fraktionen ihre Variantenpräferenzen. Bürgermeister Kunzmann begann auszuführen, dass man das Vorhaben bis 31. Dezember 2024 fertig gestellt haben müsse. Daher äußert Kunzmann, dass man in die Gänge kommen müsse. Die Arbeiten sollten daher am Ende der Badesaison beginnen und im Mai oder Juni kommenden Jahres solle das Bad wieder öffnen. Er betonte, dass die Variantenauswahl eine persönliche Entscheidung sei und man „für alle Besucher etwas bieten müsste“. Aber man solle das Defizit von 125.000 € (laut Kämmerer, 80.000 € Personalkosten, 70.000 € Technik, bei Einnahmen von 25.000 €) doch berücksichtigen. Außerdem könne man – laut Kunzmann – das Bad doch eh nur an 30 Tagen im Jahr wirklich nutzen. In das Kostenhorn blies auch Werner Wolf, die 50 m Bahn wolle man erhalten, aber es sei mehr Liegefläche für die Besucher notwendig. Weiterhin führte er aus, dass man keinen Funbereich brauche, denn morgens kämen 10–15 Schwimmer, nachmittags würde ohnehin niemand schwimmen und jugendliche Besucher könnten doch einfach in die Schwimmerbahnen springen, statt in einen extra Funbereich. Die FW Fraktion sei sich einig, wegen der Kosten unterstütze man maximal 2018-1. Er habe Zeiten erlebt, da hätte Gräfenberg nur seinen Verwaltungshaushalt decken können und die Straßenbeleuchtung eingespart um das Bad zu erhalten. Gräfenberg stagniere seit 40 Jahren, Grund dafür seien – laut Werner Wolf – die Betriebskosten des Freibades. Gemeinden, die sich keine Bäder leisten, wie Igensdorf oder Eckental, hätten sich deutlich besser entwickelt. Das Bad sei für den Tourismus nicht wichtig, denn schließlich kämen die Besucher von außerhalb mit dem Auto und würden nach dem Freibadbesuch direkt wieder nach Hause fahren. Hans Derbfuß äußerte 2018-1 zu befürworten, weil er maximal 1 Mio € aus der Stadtkasse (zusätzlich zur Förderung) dazugeben wollte. Ähnlich sah es Lars Laufer, der äußerte, er als Fördervereinsmitglied sei vom Vereinsvorstand ja gar nicht nach seiner Meinung gefragt worden.
Anderer Meinung waren die Fraktionen der SPD, GBL und Grünen. Christoph Kasch plädierte für die Variante 2022-3, denn die Betriebskosten der Varianten unterschieden sich kaum und mit Variante 2022-3 sei das für die nächsten Generationen richtig gemacht. Dem schloss sich Elisabeth Meinhardt an, die darauf verwies, dass der Kostenunterschied zwischen 2018-1 und 2022-3 in der Praxis geringer ausfallen sollten, da die Kostenberechnung der günstigeren Variante 2018-1 fünf Jahre alt sei. Die Sommer würden außerdem wärmer, sodass das Freibad eher mehr denn weniger genutzt werden könne. Zudem sei es, durch die 50 m Bahn, auch für die DLRG und Wasserwacht attraktiv. Heiko Kracker nahm der Befürchtung von Kostensteigerungen den Wind aus den Segeln, seiner Einschätzung nach werde sich die Baukonjunktur beruhigen, mit einer Fotovoltaikanlage für den Eigenverbrauch des Bades sei auch bei den Betriebskosten eine erhebliche Entlastung möglich. Diesen Ausführungen schloss sich dann auch Christiane Scheumann für die Grünen an.
Da sich eine Entscheidung zwischen 2018-1 und 2022-3 herauskristallisiert hatte, sollten auch nur diese zur Abstimmung kommen. Variante 2022-3 wurde als erstes abgestimmt und sogleich mit sieben (3x SPD, 1x Grüne, 2x GBL, 1x FW) zu sechs Stimmen (2x CSU, 4x FW) beschlossen. Damit war die Entscheidung im ersten Anlauf gefallen und im Publikum brandete Applaus auf.
Gestaltungssatzung und Möblierungskonzept
Im Anschluss wurden die Gestaltungssatzung der Altstadt und die Gestaltungsfibel abgesegnet. Eine kurze Diskussion gab es über Sockelverkleidungen. Am Ende wurde sich darauf geeinigt, neben Putzsockeln auch ortsüblichen Naturstein zuzulassen. Dem Antrag zur Anbringung von Sockelplatten (aus Kalkstein) an der alten Drogerie wurde später in der Sitzung ebenfalls stattgegeben. Eine Vermietung der geplanten Stellplätze am Michelsberg entfällt dagegen, weil sich dann auch die Förderung verringert.
Außerdem wurde das Möblierungskonzept für den Marktplatz vorgestellt. Der Planer Herr Stadter hatte drei Varianten ausgearbeitet, die aber auch beliebig kombinierbar wären. Variante 1 sieht Fahrradstellplätze neben der E-Ladesäule vor, 4 Bäume am Marktbrunnen und eine Entfernung des Baumes vor dem Rathaus. Dieser sollte durch ein Baumdach aus 4 Bäumen ersetzt werden. Diese sollten auch das Rathaus deutlich weniger verdecken. Variante 2 sähe statt des Baumdaches wieder einen (kleineren) Einzelbaum vor, unter diesem befände sich eine Sitz- und Liegeplattform. Variante drei hätte eine Freischankfläche in der Mitte des Marktplatzes vorgesehen, zudem eine Umorganisation und geringe Reduzierung des Parkplatzangebotes (Herr Stadter führte dazu aus, dass der Marktplatz für die Bürger da sein sollte und nicht für PKW). Die Gesamtkosten der Varianten 1 und 2 lägen bei rund 200.000 € (mit Einsparpotentialen durch Eigenleistungen des Bauhofes). Da zu dem Tagesordnungspunkt jedoch keine Sitzungsunterlagen (nicht das erste Mal in dieser Legislatur) eingestellt worden waren, und somit eine anständige Vorbereitung nicht möglich war, wurde die Beschlussfassung vertagt.
Anfragen, Wünsche, Sonstiges
Christina Scheumann und Antje Rammensee erbaten, ukrainische Flüchtlinge kostenlos ins Freibad einzulassen oder Freikarten zu verteilen. Grund sei, dass viele Flüchtlinge nach wie vor kein Geld ausgezahlt bekommen hätten.