Geschichte der Gräfenberger SPD

Die Geschichte der SPD, immerhin Deutschlands älteste Partei, reicht zurück bis in die Märzrevolution 1848. Diese war zwar eine überwiegend nationalistische Revolte, doch freiheitliche und demokratische Ideen gewannen zunehmend an Boden. Die zunehmende Industrialisierung und das Elend der Arbeiterschaft lies auch die soziale Frage aufkeimen. Vor allem Facharbeiter und Handwerker begannen sich Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend zu organisieren und in London schrieb ein gewisser Karl Marx das kommunistische Manifest. In dieser Zeit beginnen die Ideen der Sozialdemokratie Gestalt anzunehmen.

Mitte 19. Jh

In der Zeit der Märzrevolution entsteht die demokratische Bewegung, die für ein allgemeines Wahlrecht und (heute selbstverständliche) Grundrechte eintritt.

23. Mai 1863

Ferdinand Lasalle gründet in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein

8. August 1869

August Bebel und Wilhelm Liebknecht gründen in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei

27. Mai 1875

In Gotha fusionieren Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein und Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, ein paar Jahre später wird sich diese in Sozialdemokratische Partei Deutschlands umbennen. Die SPD ist geboren.

Die Sozialdemokratie erreicht Gräfenberg

20. April 1908

Gründung des sozialdemokratischen Vereins in Gräfenberg durch Friedrich Dörres, Johann Georg Loos und Johann Prütting.

1911

Kein Mitglied mehr in Gräfenberg

1914-1918

1. Weltkrieg

1918

Gründung eines Ortsvereins der SPD in Gräfenberg,
Ende 1919 30 Mitglieder unter Vorsitz von Konrad Gundelfinger

1919

Otto Mayer, Friedrich Meier und Konrad Schönmüller erringen drei von zwölf Stadtratsmandaten

1920

Auflösung des SPD Ortsvereins Gräfenberg. Eine lose Gruppe an Mitgliedern gab es weiterhin. So erwähnt die Chronik von Hans Ackermann bis ins Jahr 1933 eine SPD Ortsgruppe.

1933-1945

Die SPD ist verboten, Gräfenberg längst eine NSDAP-Hochburg

Die SPD etabliert sich in Gräfenberg

Ab 1945

Die Stadt Gräfenberg erlebt einen Zustrom von Heimatvertriebenen vorwiegend aus Böhmen, Mähren und Schlesien. Die Neuankömmlinge sind wie überall landlos, zumeist katholisch und werden skeptisch beäugt. Werden aber bald gefragte und wegen ihres Fleißes geschätze Arbeitskräfte. Einige von ihnen werden später den SPD Ortsverein gründen. Darunter auch der aus Karlsbad stammende spätere Bürgermeister Hans Nekolla.

1945 bis 1946

In Bayern regiert mit Ministerpräsident Wilhelm Hoegner ein Sozialdemokrat. Er sollte einer der Väter der bayerischen Verfassung werden und ihr einen sozialdemokratischen Stempel aufdrücken.

8. Januar 1946

Die SPD wird, als erste Partei in Bayern, wieder zugelassen. Ab 1946 listet das Mitgliederverzeichnis der SPD im damaligen Landkreis Forchheim wieder Sozialdemokraten in Gräfenberg.

1954 bis 1957

Wieder heißt der Ministerpräsident Wilhelm Hoegner. Getragen wird er von der Viererkoalition aus Bayernpartei, FDP, Bund der Heimatvertriebenen und der SPD. Der Viererkoalition konnte, trotz der Unterschiedlichkeit, große Reformen vorranbringen. Die CSU wetterte gegen die Regierung als „widernatürliche Unzucht“ und „volksfremde Staatsstreichregierung“. Durch einen – von der CSU – inszenierten Skandal um die Vergabe von Kasinolizenzen durch Minister der Bayernpartei, die sogenannte Spielbankenaffäre, gelingt es der CSU die Koalition und damit Ministerpräsident Hoegner zu Fall bringen.

1955

Die Firma AEG-Telefunken eröffnet am Schellenberg ein Werk. Durch dieses Werk und durch Einpendler nach Nürnberg entsteht in Gräfenberg eine starke Arbeiterschaft.

1956

Die Ackermannchronik erwähnt ab 1956 eine Ortsgruppe der SPD in Gräfenberg. Die Sozialdemokratie formiert sich wieder in Gräfenberg.

1960

Als „Wahlgemeinschaft der Schaffenden“ gelingt drei Sozialdemokraten, namentlich Hans Nekolla, Fritz Birkmann und Martin Schiller, der Einzug in den Stadtrat

1961

Leonhard Biemann, Fritz Birkmann, Georg Deuerlein, Willi Fichtner, Fritz Kailer, Josef Liebscher, Hans Nekolla, Paul Ruppert und Martin Schiller gründen den neuen SPD Ortsverein Gräfenberg.

1966

Die SPD kandidiert mit einer eigenen Liste, der SPD Kreisvorsitzende Hans Nekolla fordert Bürgermeister Karl Kaul heraus. Dass ein katholischer Heimatvertriebener als Bürgermeisterkandidat im evangelischen Gräfenberg antritt, sorgt im SPD-Ortsverein für Diskussionen und eine Kampfkandidatur bei der Aufstellung. Nekolla setzt sich zwar in den eigenen Reihen durch, unterliegt aber schlussendlich Karl Kaul. Die SPD stellt mit Hans Nekolla, Fritz Birkmann und Konrad Meinhardt drei Stadträte.

1972

Unter Willy Brandt erreicht die Mitgliederzahl mit 62 ihren bisherigen Höchstwert.

Hans Nekolla fordert erneut Karl Kaul heraus, unterliegt allerdings der schwarzbraunen Allianz von CSU und NPD die mit einer gemeinsamen Liste angetreten waren. Mit Gerlinde Ochs zieht erstmals eine Frau, natürlich aufgestellt von der SPD, in den Gräfenberger Stadtrat ein.

1976

Nachdem Karl Kaul überraschend stirbt, siegt Hans Nekolla in der Bürgermeisterwahl gegen Gerhard Bauske.

1978

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern kommt die Gemeinde Thuisbrunn zu Gräfenberg. Die SPD Ortsvereine Thuisbrunn und Gräfenberg vereinigen sich.

1978

Bei der Bürgermeisterwahl triumphiert erneut Hans Nekolla, in Gräfenberg selbst entfallen knapp 80% der Stimmen auf ihn. Die SPD tritt in einer gemeinsamen Liste mit den „Freien Wählern“ an. Die CSU und die „Junge Union“ treten mit „eigenen“ Listen an. Ein Schema das heute unter anderem Namen („Junge Bürger“) immer noch wohl bekannt ist. Sechs Stadträte schaffen diese beiden Listen auf sich zu vereinen. Die SPD erringt fünf Sitze, namentlich Otto Müller, Hans Müller, Fritz Kailer, Konrad Kunzmann und Hermann Knoblauch. Der mit auf der SPD-Liste angetretene, unabhängige Fritz Meier erlangt ebenfalls ein Mandat. Fritz Meier war gleichzeitig seit 1972 letzter Bürgermeister der Gemeinde Thuisbrunn.

1981

Unter Hans Nekolla, selbst ehemaliger Soldat der Wehrmacht, wird die Städtepartnerschaft mit Pringy in die Wege geleitet.

1984

Nachdem die SPD Hans Mann und Hermann Knoblauch verloren hat, übernehmen Hans Müller und Otto Müller den Vorstand. Im Stadtrat ist die SPD mit Sigrid Meier (Nachrückerin für Hermann Knoblauch), Otto Müller, Hans Müller, Fritz Kailer und Heinrich Borisch vertreten.

1986

Der SPD Ortsverein feiert 25-jähriges Bestehen.

1988

Die SPD feiert 125 Jahre. Auch in Gräfenberg findet eine Feier statt. Gast ist niemand geringeres als Helmut Rothemund.

125 Jahgre SPD in Gräfenberg
Feier anlässlich 125 Jahre SPD

1990

Die Ära Hans Nekolla endet, Bürgermeister wird Horst-Werner Nitt (CSU).

Für seine großen Verdienste um die Stadt Gräfenberg und in der Kommunalpolitik werden Hans Nekolla später zahlreiche Ehrungen zu Teil. Die Stadt Gräfenberg zeichnete ihn mit dem Goldenen Ehrenring und der Verdienstmedaille um die Völkerverständigung aus. Die Bundesrepublik verlieh im das Bundesverdienstkreuz am Bande, der Freistaat Bayern die kommunale Verdienstmedaille des Freistaats und der Bezirk Oberfranken die Ehrenmedaille um Verdienste in Oberfranken.

Im Stadtrat ist die SPD mit Sigrid Meier, Konrad Kunzmann, Otto Müller und Hans Müller vertreten.

Mitte der 1990er

Die Expansionspläne des Steinbruches Deuerlein spalten Gräfenberg. Aus CSU und SPD regt sich Kritik, Bürgermeister Nitt gelingt es fast die Erweiterung abzuwenden. Die Kritiker der Erweiterug werden sich 1996 in der Gräfenberger Bürgerliste sammeln.

1996

Sigrid Meier wird Bürgermeisterkandidatin der SPD. Amtsinhaber Nitt wird abgewählt. Sieger ist am Ende Werner Wolf (FW/UWG).

Die SPD wird von Sigrid Meier, Ernst Seckendorf, Otto Müller und Hans Müller im Stadtrat vertreten.

2002

Sigrid Meier wird erneut Bürgermeisterkandidatin. Jedoch gelingt es ihr nicht Werner Wolf (FW) abzulösen. Im Stadtrat ist die SPD mit Konrad Kunzmann, Sigrid Meier (2. Bürgermeisterin), Ernst Seckendorf und Hans-Jürgen Nekolla vertreten.

Dezember 2006

Der Aufmarschterror der NPD beginnt, der SPD Ortsverein Gräfenberg wirkt von Anfang an im Bürgerforum mit. In den darauffolgenden Jahren schafft dieses die Nazis aus Gräfenberg zu vertreiben, sowie deren Gesinnung mittels Aufklärungsarbeit und Geschichtsbewältigung (u.a. Zeitzeugenvorträgen) zu bekämpfen.

2007

Für den ausgeschiedenen Konrad Kunzmann rückt Ulrike Kunzmann in den Stadtrat nach.

2008

Bürgermeisterkandidat Hans-Jürgen Nekolla scheitert in der Stichwahl an Werner Wolf, wird jedoch anschließend zum 2. Bürgermeister gewählt. Die neue Stadtratsfraktion bilden Ernst Seckendorf, Hans-Jürgen Nekolla, Rainer Hammerich, Udo Kunzmann und Peter Rammensee.

September 2008

Bei den Landtagswahlen in Bayern holt die SPD in Gräfenberg dank Kandidatin Sigrid Meier über 30% Zweitstimmenanteil. Damit ist die SPD in Gräfenberg bei der Landtagswahl stärkste Kraft und Gräfenberg wird als „roter Fleck“ betitelt.

2009

Für Rainer Hammerich, der wegen der ständigen Streitereien den Stadtrat verlässt, rückt Regine Bleckmann nach.

2010

Im Gräfenberger Stadtrat fliegen die Fetzen. Nachdem Bürgermeister Werner Wolf hatte Regressansprüche wegen Baumängeln an der Mittelschule verstreichen lassen und eine Kindergärtnerin in Thuisbrunn unrechtmäßig gekündigt hat. Zu guterletzt war auch die Umlage seiner neuen Wasserversorgung auf Anlieger vor Gericht gescheitert und wegen nicht durchgeführter Anpassung der Wassergebühren der Stadt ein Schaden von über einer halben Millionen Euro entstanden. Der Konflikt zwischen den FW und den anderen Fraktionen im Rat – namentlich CSU, SPD und GBL – eskaliert endgültig. Die CSU-Räte Georg Rammensee, Harald Kuhn und Hans Derbfuß legen ihr Mandat nieder. Letzterer verlässt die Sitzung gar mit den Worten „hier wird man beschissen und belogen, diesen Raum betrete ich nie wieder“.

2011

Der SPD Ortsverein feiert 50-jähriges Bestehen.

2012

Udo Kunzmann verlässt wegen eines beruflichen Wechsels den Stadtrat, für ihn rückt Alfred Lanzendörfer nach.

2012

Ernst Seckendorf wird Vorsitzender, sein Vorgänger Hans-Jürgen Nekolla fungiert als Stellvertreter.

2014

Mit Hans-Jürgen Nekolla hat Gräfenberg wieder einen sozialdemokratischen Bürgermeister, nachdem er sich in der Stichwahl gegen Hans Derbfuß (CSU) durchgesetzt hatte. Elisabeth Meinhardt, Regine Bleckmann, Alfred Lanzendörfer und Antje Rammensee bilden die SPD Fraktion im Stadtrat. Regine Bleckmann wird zur 3. Bürgermeisterin gewählt. Neu im Stadtrat sind die im Vorjahr gegründeten Gräfenberger Grünen mit einem Sitz

2015

Die SPD Gräfenberg bekommt die aufgelösten Ortsvereine Hiltpoltstein und Egloffstein zugeteilt.

Januar 2016

Regine Bleckmann und Martin Leipert übernehmen den Vorsitz.

Martin Leipert und Regine Bleckmann

Januar 2020

Der ehemalige SPD Stadtrat und Gründer der Altstadtfreunde Otto Müller wird dem Goldenen Ehrenring der Stadt Gräfenberg geehrt.

März 2020

Hans-Jürgen Nekolla unterliegt Ralf Kunzmann knapp in der Stichwahl. Die SPD verliert bei der Kommunalwahl erneut ein Stadtratsmandat und ist nun durch Alfred Lanzendörfer, Antje Rammensee und Elisabeth Meinhardt im Stadtrat vertreten.

September 2022

Im Stadtrat löst Martin Leipert Alfred Lanzendörfer ab. Parallel tritt Sylvia Hofmann bei den Freien Wählern ab, ihr Nachfolger wird Gernot Kunzmann.

Neue und alte Stadträte
Die ausgeschiedenen Stadträte samt ihrer Nachfolger.